Mittwoch, 20. März 2013

Tonys Geburtstagsgeschenke


Vor einigen Wochen erhielt ich von einem südafrikanischen Pastor, der in Berlin missioniert und  eine christliche Gemeinde aufgebaut hat eine E-Mail. In dieser E-Mail schrieb er, dass er Geburtstag hatte und sich statt Geschenke Geld für Afrika gewünscht hatte. Dieses Geld wollte er mir über den Verein “Ein Herz für Afrika” zukommen lassen und ich hätte bestimmt einen besonderen Verwendungszweck dafür. Wie er wohl recht damit hatte!
Anbei die E-mail, die ich einige Zeit später an Tony geschickt habe:

Lieber Tony,
zunächst möchte ich Dir ganz herzlich dafür danken, dass Du Deine Geburtstagsgeschenke für einen guten Zweck in Afrika zur Verfügung gestellt hast. Ich weis zwar nicht, was Dein Beweggrund dafür war (eigene Entscheidung oder ein Wink Gottes?), aber Du sollst wissen, welche ungeheure Auswirkung und neue Richtung diese Spende genommen hat. Wenn Du möchtest, dann kannst Du Deinen Geburtstagsgästen  von dieser Geschichte berichten oder auch diese E-Mail vorlesen oder weiterschicken.
Wie Dir Britta in der letzten E-mail geschrieben hat, sind wir vor ca. 1 Monat auf menschlich unerklärliche (Gottes Wege) Weise zu Sandile gekommen. Eine Freundin von uns (Phindile) fragte uns, ob wir sie in die Gegend von Matsapha mitnehmen könnten, da sie einem Kranken Medizin bringen wollte und selbst kein Geld besaß, um ein geliehenes Auto mit Benzin zu befüllen. Ein 33 jähriger Mann (Sandile) sei seit 3 Jahren schwer erkrankt und sie hätte Medizin aus Südafrika bekommen, die helfen könnte. Außerdem hätte Sandile vor 2 Monaten den Weg zu Jesus gefunden. Wir sagten Phindile zu sie nach Matsapha mitzunehmen und eventuell nach dem Krankenbesuch wieder abzuholen. Phindile sagte uns, dass wir auch zum Krankenbesuch mitkommen oder im Auto warten könnten, allerdings würde das Bein vom Kranken sehr schlimm aussehen und den Anblick würde nicht jeder verkraften. Wie sich später zeigte, hatte sie mit dieser Aussage nicht übertrieben - Britta und ich hatten so etwas Furchtbares noch nie gesehen und wir mussten uns ob des Anblicks und des Gestanks in der Hütte später zusammenreißen, um uns nicht übergeben zu müssen.
Ohne Phindiles Wegweisung und Begleitung  wären wir nie in die Gegend gekommen, um Sandile seine Frau Dely und die 3 kleinen Kinder zu treffen, da es auch in Swaziland Gegenden gibt, die für uns als Weiße (= automatisch reich) "NO GO Areas" sind. Wir würden auch nicht ohne Begleitung in einen Vorstadt-Township von Johannesburg zu Fuß gehen, wobei in Südafrika der Anteil der Weißen noch erheblich größer ist, als in Swaziland. In Swaziland liegt er vermutlich unter 1% und so sind wir immer schon von Weitem gut erkennbar. Das ist nicht immer angenehm, da insbesondere Britta oft richtig angestarrt wird.

Phindile führt uns zu Sandiles Haus

Zu Sandiles Hütte führt zwar eine Straße, aber diese war selbst für unseren 4x4 Mercedes Geländewagen nicht passierbar, so dass wir noch ca. 10 Minuten zu Fuß durch den township gehen mussten. Ohne die Begleitung (und damit Schutz) von Phindile für uns absolut undurchführbar.



Das Haus von Sandile und Dely 

In der Hütte trafen wir auf Sandile, seine junge Frau Dely mit einem Baby. Nachdem Phindile die Medizin übergeben hatte und wir gemeinsam gebetet hatten, gab ich beim Abschied Sandile etwas Geld. Ihm standen bei der Übergabe Tränen in den Augen und er fragte, ob wir von Gott geschickt worden seien. Ich bejahte seine Frage.
Als mich dann später Deine E-mail erreichte war für uns klar, dass mit Deinem Geburtstagsgeld Sandile und seiner Familie geholfen werden sollte. Wir machten uns Gedanken darüber, wie das viele Geld (370 Euro sind in Swaziland zwei durchschnittliche Monatseinkommen!) sinnvoll verwendet werden könnte. Medizinische Hilfe kam nicht weiter in Frage - die Ärzte hatten die Behandlung zurückgewiesen und nur die Amputation des Beines angeboten. Das kam allerdings für Sandile und seine Frau nicht in Frage. 
Die Überlegungen wie der Familie am Besten zu helfen sei wurden vor einer Woche in eine ganz unerwartete Richtung gelenkt. Phindile rief uns an und teilte uns mit, dass Sandile verstorben sei. Diesen Montag fuhren wir zusammen mit Phindile zur Hütte, wo Dely und mehrere Verwandte versammelt waren, um den Tod von Sandile zu betrauern. Britta setzte sich zu den anderen Frauen auf die Grasmatten, die am Boden ausgebreitet waren; ich saß als einziger Mann etwas abseits. Dann beteten wir gemeinsam und Britta wurde gefragt, wie sie Sandile als Menschen empfunden hatte. Da Britta bei unserem ersten Besuch zu Sandile eine sehr starke Glaubensbeziehung im Gebet aufgebaut hatte konnte sie fast 30 Minuten über Sandile berichten. Die Frauen waren sehr gerührt und angetan.  Phindile fungierte als Übersetzerin von Siswati ins Englische und umgekehrt.
Kurz bevor wir wieder gingen gab ich der Mutter von Sandile DEINE GEBURTSTAGSGESCHENKE in Form von 4.000 Emalageni. Die Mutter brach total in Tränen aus und lobte laut GOTT. Wir erzählten ihr von der Herkunft des Geldes und dass sie damit sicher sein könnten, dass Sandile den Weg zu JESUS wirklich gefunden hatte. Dely erzählte uns, dass Sandile eine Woche vor seinem Tod immer wieder gebetet hatte, dass er erst sterben wollte, wenn auch das Geld für einen Sarg und eine würdige Beerdigung vorhanden sei.   
Diesen Wunsch hat ihm jetzt Gott erfüllt. Ohne DEINE SPENDE hätten seine Mutter und seine Frau sich keinen Sarg für ihren Sohn/Mann leisten können und er hätte nur verscharrt werden müssen.
DANKE für DEINE SPENDE zur richtigen Zeit! Britta und ich werden morgen früh zur Beerdigung fahren und der Mutter von Sandile eine Bibel auf Siswati mitbringen, die sie sich schon lange gewünscht hatte. Diese wird sie immer daran erinnern, wie groß unser Gott ist.
Wir danken unserem Gott, dass er uns Tony und mich vor einigen Monaten zusammengebracht hat.
Gott segne Dich, Deine Familie und Deine Gemeinde.
Alles Liebe aus Afrika
Frank
Ergänzung: Wir sind dann doch nicht zur Beerdigung gefahren, sondern haben nur Phindile die Bibel auf Siswati mitgegeben. Die trauernde Familie ist schon am Vorabend in die ländliche Gegend von Swaziland gereist, wo die Beerdigung am nächsten Morgen bereits bei Sonnenaufgang stattfand. Sie haben dann auf Grasmatten im Freien auf dem ‘Friedhof’  gemeinsam übernachtet. Und das wäre dann für Britta und mich als  “Wohlstands-Europäer” einfach doch zu heftig gewesen.

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